Rede anlässlich der Nominationsversammlung

  • 18. Mai 2019

Liebe Genossinnen, Genossen und alle dazwischen

Vor vier Jahren habt ihr mich wirklich überrascht und auch sehr berührt. Ihr habt mir grosses Vertrauen geschenkt und einige Monate später bin ich in den Nationalrat gewählt worden. Und dort habe mich genau als den Angelo eingebracht, den ihr damals nominiert habt, nämlich als linker, schwuler Hausarzt aus Zürich mit sizilianischen Wurzeln.

Foto 2019: Sylvie Fee Matter

Eingebracht habe ich mich als Secondo: vor zwei Jahren haben wir die Abstimmung für die erleichterte Einbürgerung der 3. Generation gewonnen. Dabei war ich in der Deutschschweiz für die Kampagne der SP zuständig.

Mein Vater kam 1965 erstmals in die Schweiz. Mit dabei hatte er bloss einen Koffer aus Karton, eine Tasche mit Lebensmitteln und ein wenig Bargeld – nicht mehr und nicht weniger. Wenn ich Geschichten höre, dass es heute immer noch Menschen gibt, die so bei uns ankommen – oder gar nie ankommen, weil sie im Meer versaufen, da muss ich einfach handeln, da müssen wir etwas tun. Das berührt mich.

Eingebracht habe ich mich in Bern auch als schwuler Angelo. Ja, ich kämpfe für die Gleichberechtigung aller Menschen, aller Geschlechter, gegen Rassismus und gegen Antisemitismus. Unter anderem habe ich eine Motion eingereicht, die Nazisymbole verbieten soll.

Vor 20 Jahren wurde ich im Niederdorf, mitten in Zürich, tätlich angegriffen, weil ich schwul bin. Und ihr glaubt es nicht, doch es passiert auch heute noch – es gibt sogar Menschen hier drin im Saal, von denen ich weiss, dass es ihnen passiert ist. In Zürich werden Schwule spitalreif geschlagen – wir haben es gehört, auch gestern gab es einen solchen Vorfall, der zum Glück nicht ganz so schlimm war. Das homophobe EDU-Referendum müssen wir bekämpfen! Ich brauche euch und ich werde an vorderster Front dagegen kämpfen.

Und wenn wir schon bei der EDU sind: jetzt ist es Zeit für die Zivilehe für alle! Es geht einfach nicht – sorry – dass meine Liebe zu meinem Ehemann weniger wert sein soll als die der anderen.

Eingebracht in Bern habe ich mich als Hausarzt. Wir haben erst gerade verhindert, dass die Franchisen für die Schwächsten, die chronisch Kranken erhöht werden. Wir haben unsere 10%-Initiative, bei der ich Mitinitiant bin.

Also, ihr seht, ich bin voller Tatendrang, motiviert und sage es hier vor euch, weil ich es vor dem Standesamt nicht sagen darf: JA, ich will!